Rollt! Den Fläming unter den Reifen

Als Skate-Eldorado ist mir der Fläming schon lange ein Begriff. Dass der mehr als 230 Kilometer lange Asphaltkurs südlich von Berlin auch für Tourenradler seine Reize hat, war für mich eine echte Entdeckung.   

Wiesen – so weit das Auge reicht. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Nun ist die Region zwischen Jüterbog und Dahme nicht gerade für ihre spektakuläre Landschaft bekannt, aber gerade das macht sie zu einem Wohlfühlort für gestresste Berliner. Allein beim Anblick der ausgedehnten Felder füllen sich die Lungenflügel wie von allein mit märkischer Landluft.

Wir steigen bei Baruth/Mark in den knapp 84 Kilometer langen Radrundkurs (RK8) ein. Durch harzig duftenden Kiefernwald geht es zum Museumsdorf Baruther Glashütte. Die Geschichte der Glasmanufaktur reicht bis ins Jahr 1716, als hier das erste typisch grüne Waldglas hergestellt wurde. Seine Färbung verdankt es dem Eisenoxid, das bei der Schmelze verwendet wurde. Ihre Blütezeit erlebte die Glashütte im 19. Jahrhundert.

Museumsdorf Glashütte Baruth. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Die Bedingungen in Baruth waren perfekt, denn an Holz und Sand, den wichtigsten Zutaten für die Glasherstellung, herrscht in Brandenburg bekanntlich kein Mangel. Heute beherbergt das beschauliche Backsteindorf eine Schauglasbläserei, ein Museum sowie kleine Galerien und Läden, die Kunsthandwerk, Kräuter und Seife anbieten.

Parallel zum Dahmeradweg führt der Kurs auf ruhigen Fahrradstraßen weiter nach Süden, vorbei an historischen Mühlen und zeitgenössischen Windrädern, an Streuobstwiesen, abgelegenen Gehöften und herrschaftlichen Gutshäusern. Spätestens jetzt ist es Zeit, ein Loblied auf die Radpiste im Fläming anzustimmen: auf dem feinporigen Asphalt summen die Reifen flüsterleise und selbst bei Gegenverkehr lässt die drei Meter breite Fahrbahn genügend Platz für gemütliches Nebeneinanderradeln.  

Um Petkus herum dürfen selbst routinierte Radler auch mal die Gänge wechseln, denn das Skatehotel, in dem wir uns für eine Nacht eingebucht haben, thront auf beinahe schwindelerregenden 145 Metern über Normalnull. Das sanierte Gutshaus mit kleiner Gastronomie und Biergarten eignet sich auch als Zwischenstopp für diejenigen, die den RK 8 an einem Tag abschließen wollen.

Wir folgen am zweiten Fahrtag stattdessen dem Rundkurs 1 (RK1) Richtung Norden. Auf diesem Abschnitt nimmt der Skatebetrieb zu, die Piste wird schmaler und verläuft häufiger entlang von Straßen. Trotzdem lohnt die Tour durch Wiesen, Felder und Obstbaumalleen.

Obstbaumblüte am Rundkurs 1 im Nuthe-Urstromtal. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Unsere Halbtagsetappe endet am Kloster Zinna bei Jüterborg, einer weitläufigen Klosteranlage der Zisterzienser aus dem 12. Jahrhundert, von der allerdings nur noch das Siechenhaus, das Abthaus und die schlichte Klosterkirche aus Feldstein erhalten ist.

Wer jetzt Mut für die Rückkehr in die Großstadt braucht, kann den Heimkehrfrust in der Klosterdestillerie mit „Zinnaer Klosterbruder“, einem würzigen Kräuterlikör, ertränken oder im Webhaus mit selbstgebackenem Kuchen herunterschlucken.

Hin und weg: Mit dem R5 Richtung Elsterwerda von Berlin-Südkreuz nach Baruth/Mark (ca. 1 Stunde), zurück ab Jüterbog mit dem RE 3 Richtung Stralsund nach Berlin-Südkreuz (ca. 40 Minuten)

Strecke: RK8 von Baruth über Buckow nach Petkus (Tag 1: ca. 62 Kilometer), Übernachtung im Gutshaus Petkus (Skatehotel), RK1 von Petkus über Luckenwalde und Kloster Zinna nach Jüterbog (Tag 2: ca. 41 Kilometer) Touren auf Google Maps.

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