Löcknitztal: Flussidylle zwischen Landstraße und Autobahn

Eine Wanderung, die an einem Ort namens Löcknitz-Idyll beginnt, kann nur romantisch sein. Im Augenblick erscheint sie uns allerdings eher trist. Vom S-Bahnhof Erkner aus sind wir zähe 20 Minuten die verkehrsreiche Hauptstraße entlanggehastet, vorbei an 80er-Jahre-Platte und frisch gepflanzten Stiefmütterchen-Rabatten. Nicht gerade das, was wir uns unter einem Frühlingssonntag im Grünen vorgestellt haben.

Das “Idyll” entpuppt sich als rustikales Ausflugslokal, immerhin mit einem kleinen Biergarten am Fluss. Am Parkplatz auf der gegenüberliegenden Straßenseite soll der Einstieg zum Löcknitztal liegen. Ein kleiner Trampelpfad, verborgen hinter Blechkarossen, führt in den Wald.

Von hier ist es nicht weit zum Ufer des schilfgesäumten Wupatzsee. Ein paar Wildgänse schnattern auf dem Wasser und wenn nicht der Straßenlärm hinter uns durch die Bäume brummen würde, könnte man fast vergessen, dass die Löcknitz mitten durch den dicht besiedelt Speckgürtel von Berlin fließt.

Erstes Grün am Wupatzsee. Foto: Kleine Fluchten Berlin
Erstes Grün am Wupatzsee. Foto: Kleine Fluchten Berlin

In der harten Mittagssonne wirken die Farben des laublosen Waldes jetzt im Frühjahr noch wie ausgeblichen, aber hier und da spießen schon frisches Grün und sattes Moos. Im Sommer muss es hier geradezu verwunschen sein. Der Weg umrundet den See und verläuft dann entlang des Bachtals, durch das sich die Löcknitz in verschwenderischen Kurven und Schleifen windet.

Wupatzsee
Gleich hinter Erkner beginnt das Löcknitztal. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Zwischen Müncheberg und Erkner mäandert der Fluss auf etwa 30 Kilometern durch naturbelassenen märkischen Wald. Etwa zwei Drittel des Bachtals stehen unter Naturschutz, Wasserwandern ist dort nur mit dem Paddelboot erlaubt. Auf halber Strecke passieren wir die Froschbrücke, die eigentlich eine Unterführung ist, nämlich unter der Autobahn hindurch. Zwei überlebensgroße Frösche aus Granit bewachen den Eingang auf jeder Uferseite.

Kröte
Das Original am Boden… Foto: Kleine Fluchten Berlin
Froschbrücke
… und die steinerne Kopie an der Froschbrücke. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Hinter der Brücke beginnt der schönste Abschnitt der Löcknitz-Wanderung. Sobald der Autolärm hinter uns liegt, können wir uns kaum noch satt sehen an der verwilderten Bachlandschaft und dem moorigen Ufersaum. Die ersten Schmetterlinge flattern durch die Luft und in den Baumkronen klopft ein Schwarzspecht aufs morsche Holz. Angeblich soll es hier sogar Fischadler und Eisvögel geben.

Löcknitztal
Die Löcknitz ist auch ein traumhaftes Paddelrevier. Foto: Kleine Fluchten Berlin

In Gottesbrück müssen wir uns entscheiden: Statt auf den schnurgeraden Radweg zu wechseln, halten wir uns weiter am Ufer. Es geht ein bisschen auf und ab, durch Kiefernwald und vorbei an von Erlen gesäumten Wiesen. Dafür nehmen wir in Kauf, dass wir auf dem Weg zum Bahnhof Fangschleuse ein kleines Stück an der Landstraße zurücklegen müssen.

Romantisch war sie am Ende also doch, unsere Wanderung durch das Löcknitztal – auch wenn die Geräusche der Stadt auf dem Weg nur selten ganz verstummen. Für einen ausgedehnten Spaziergang ohne lange Anreise lohnt der Ausflug allemal.

Wanderweg Löcknitztal (ca. 8 Kilometer), Route auf Google-Maps

Die Wanderung lässt sich beliebig verlängern, zum Beispiel vom Startpunkt aus in nordöstliche Richtung nach Woltersdorf/Rüdersdorf, oder im Sommer prima mit einem Bad im Werlsee oder Peetzsee verbinden.

Hin und weg: Mit der S3 bis S-Bahnhof Erkner, zurück ab Bahnhof Fangschleuse mit dem RE1 alle 30 Minuten nach Berlin-Ostbahnhof.

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