Löcknitztal II – the long run

Die irren Herbstspätsommertage laden momentan einfach zu ausgedehnten Spaziergängen mit hohem Blättergoldfaktor und Pilzbouquet ein. Nicht ganz neu, aber vom Zuschnitt her anders dimensioniert, bietet dieser „long run“ auf dem 66-Seen-Wanderweg durch das Löcknitztal von Woltersdorf bis Hangelsberg allen herbstliebhabenden Rausgehern ein paar Stunden Entschleunigung pur.

Das Löcknitztal zwischen Erkner und Gottesbrücke. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Schon der Weg ins Brandenburgische Grüne mit der antiquarischen Bimmeltrambahn von Rahnsdorf nach Woltersdorf drosselt den Stresspegel ungemein. Ab der Endhaltestelle geht es über das Schleusenbecken, Blick links auf den spiegelglatten Kalksee, scharf rechts, immer hart am östlichen Ufer des Flakensees Richtung Süden auf verschlungenen Pfaden bis nach Erkner. Dort beginnt der – mal mehr, mal weniger – romantische Löcknitztal-Wanderweg.

Woltersdorf Schleuse Ost – Blick auf den Kalksee. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Den Abschnitt von Erkner bis Fangschleuse haben wir schon einmal im Frühling 2014 bewandert. Ganz ehrlich: Im Herbst ist er um einiges schöner. Allein schon, weil sich Pilzliebhaber aller Länder hier die Körbchen quasi in die Hand geben – Spoiler aus.

An der Bundesstraße in Fangschleuse halten wir uns diesmal links, überqueren die Löcknitz, schlagen uns gleich hinter dem Ehrendenkmal wieder in den Wald und wandern einen schmalen Pfad durch das Naturschutzgebiet am nördlichen Ufer der Löcknitz weiter in Richtung Osten durch wunderschönen Auenwald, vorbei an Lichtungen und unzähligen Hochsitzen.

Bei sonnigem Wetter der formidabelste Rastplatz dieser Etappe liegt an der „Fontane-Kiefer“ – weiß der Kranich, ob der arme Fontane hier jemals einen Fuß in den märkischen Sand gesetzt hat, aber geschenkt – , wo sich die Löcknitz noch einmal von ihrer fotogensten Seite zeigt, bevor sie im Unterholz verschwindet. Wenig später mündet der Pfad in einer weitläufigen Waldwiese, ab hier geht es entweder über einen schnurgeraden Forstweg oder in einem u-förmigen Bogen, dem Lauf der Löcknitz folgend, durch den Kiefernwald nach Klein Wall.

18 Kilometer auf dem 66-Seen-Rundweg. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Im ehemalige Siedlungskern von Grünheide, der zu DDR-Zeiten ein Schullandheim beherbergte, befindet sich heute eine Fischzuchtanlage, in der sich an Wochenenden Hunderte Angler den Hintern auf ihren Klappstühlen plattsitzen. Wer also gerade eine Angelrute im Gepäck hat, kann hier gegen Geld sein Glück versuchen – man braucht nicht einmal einen Angelschein. Frischen Fisch in allen Variationen gibt es aber auch einfacher zu haben, nämlich in der angeschlossenen Anglerklause oder am Verkaufsbüdchen.

Der Forstweg von Klein Wall bis zum Bahnhof Hangelsberg ist – Anglerparadies sei Dank – überraschend dicht von protzigen SUVs befahren, beruhigt die Seele aber seltsamerweise trotzdem mit intensivem Waldgeruch und wohltuender Ereignisarmut. Kurz: Wer seine Erwartungen nicht zu hoch hängt, findet auf dieser Tour durch das Löcknitztal garantiert Ruhe beim Wandern und ein paar echte landschaftliche Kleinode.

Graffiti an der Schleuse. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Wanderweg Löcknitztal (von Woltersdorf bis Hangelsberg ca. 18 Kilometer), Route auf

Google-Maps

Die Wanderung lässt sich in beide Richtungen wandern und am Bahnhof Fangschleuse etwa auf halber Länge abkürzen.  

Hin und weg: Mit der S3 bis S-Bahnhof Rahnsdorf, von dort mit der historischen Tram 87 bis Woltersdorf Schleuse, zurück ab Bahnhof Hangelsberg mit dem RE1 stündlich nach Berlin-Ostkreuz.

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