Fahrrad-Yoga: Vier Tage auf dem Radweg Berlin-Usedom (4/4)

Durchlüften: Von Schmarsow zum Stettiner Haff (48 Kilometer)

Hinter Schmarsow geht der komfortable Asphalt für wenige Kilometer in einen befestigten Feldweg über. Erst jetzt fällt mir auf, wie sehr ich das mahlende Geräusch der Stollenreifen im märkischen Sand vermisst habe, das jahrelang der Soundtrack meiner Radtouren durch die Mark Brandenburg war.

Stoppelfeld
Hohes, weites Land. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Bei aller Liebe zur Gemütlichkeit bedauere ich es fast, dass wir schon in Rollwitz wieder auf die Landstraße einbiegen, die wir, von kleinen Schleifen abgesehen, bis Ueckermünde nicht mehr verlassen werden.

In Pasewalk haben wir längst die Grenze zu Mecklenburg-Vorpommern passiert. Die Strecke führt uns durch trostlose Straßendörfer und graue Plattenbausiedlungen, in denen jede zweite Wohnung leer steht. Unversehrte NPD-Plakate erinnern uns daran, dass die rechtsextreme Partei in manchen Dörfern hier oben mehr Stimmen auf sich vereint als die großen Volksparteien.

Der letzte Abschnitt bis zum Stettiner Haff zählt sicher nicht zu den reizvollsten der Tour. Schnurgerade zieht sich der Radweg durch gleichförmigen Kiefernwald, vorbei an der Kaserne von Eggesin, an militärischem Sperrgebiet und Truppenübungsplätzen. Das Land der drei Meere wird die Region von den hier stationierten Soldaten genannt: „Sandmeer, Kiefernmeer, gar nichts mehr.“ Ein frischer Wind aus Südwest schiebt uns der Ostsee entgegen und ich bilde mir ein, das Meer zu riechen.

Stettiner Haff
Fast wie Ostseestrand: Baden am Stettiner Haff. Foto: Kleine Fluchten Berlin

An der Mündung der Uecker erhaschen wir einen Blick aufs Wasser. Im Haffbad Ueckermünde klappen bunte Strandmuscheln wie Augenlider aus dem feinen weißen Sand. An der Promenade dahinter werben schmucklose Pavillons mit Gummitieren und Kaffee aus Pappbechern. Eine Leuchtturm-Attrappe soll Meer-Ambiente verbreiten und tatsächlich fühlt es sich so an, als hätten wir die Ostsee schon erreicht. Vom Haff her weht eine steife Brise. Wir picknicken in den Dünen, bevor uns die Bahn in geradezu rasender Geschwindigkeit zurück in die Hauptstadt bringt.

Bahnhof
Namaste. Mit der Bahn zurück nach Berlin. Foto: Kleine Fluchten Berlin

Dies ist der vierte und letzte Teil der Artikelserie “Fahrrad-Yoga: Vier Tage auf dem Radweg Berlin-Usedom”. Hier geht es zur 

1. Etappe
2. Etappe
3. Etappe

Tagesetappe von Gut Schmarsow bis zum Stettiner Haff als Route mit Wegpunkten auf Google Maps.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert